Störfrequenzen in Audition analysieren

 

 

 

 

 

 

 

Meine Sprecherkabine ist mein Kleiderschrank, den ich gerade erst mit neuem Akustikstoff tapeziert habe. Zwar bekomme ich so Raumhall sehr gut in den Griff, jedoch ist so ein Schrank deutlich kleiner als eine richtige Sprecherkabine. Was zur Folge hat, dass sich trotz oder gerade wegen der Dämmung Störfrequenzen einstellen. So wirkt die Aufnahme alles andere ausgewogen. In früheren Versuchen hatte ich mit dem Voxengo SPAN-Analyser gearbeitet, indem ich ihn in den Masterbus gelegt hatte. Zwar ergaben sich so Anhaltspunkte, woher das Dröhnen stammte, aber es war mehr Versuch und Irrtum, nun im EQ die jeweiligen Frequenzen zu reduzieren. Die Anzeige der Frequenzkurve, wie in Voxengo SPAN, liefert zwar einige Anhaltspunkte, aber auch so stochert man eher im Nebel. Dabei hat Adobe Audition ein deutlich besseres Tool an Bord, um solche Frequenzen einzukreisen. Nämlich die Spektralanzeige, die man im Spureditor einblenden kann.

Dazu aktiviert man im Spureditor in der oberen Leiste die Spektralanzeige. Dann splittet sich der Waveeditor, ein zweites Fenster zeigt nun das Spektrum des Signals an. Ein detailliertere Anleitung in Englisch gibt es bei Adobe noch einmal in einem Video.

Mit diesem Tool kann man nicht nur die Qualität eines Audiosignals bewerten, sondern auch Abweichungen im Frequenzverlauf herausfinden. So haben FLAC- und MP3-Dateien ganz spezifische Frequenzobergrenzen. In meinem Fall geht es aber darum, störende Frequenzbereiche zu identifizieren. Allerding ist die Spektralanalyse kein Werkzeug, das man einschaltet und bekommt gleich die Resultate präsentiert. Ein wenig Aufmerksamkeit und Einarbeitung ist notwendig.

Hier nun das, was die Spektralanalyse in Bezug auf meine Sprachaufnahme zeigt. Dabei wird auf der linken Achse die Frequenz festgelegt, die man auch mit dem Mausrad verändern kann, hinein zoomen und die Leiste verschieben. Schaut man nun etwas genauer hin, zeigen sich schnell die Frequenzfehler.

Das Dröhnen stammt aus Resonanzen im Schrank, die sich gerade unterhalb von 600 Hz sehr stark ausprägen. Das ist schon einmal ein Bereich, der im EQ deutlich abgesenkt werden sollte. Damit verschwindet zwar das Dröhnen, doch das Ergebnis klingt immer noch ziemlich “kistig”. Die generelle Regel für den Bereich, der eine Überbetonung der Mitten bewirkt, ist um 500 Hz. In meinem Falle stimmt das aber nicht. Der obere Rahmen markiert, eben in Gelb im der Spektralanzeige, eine Überhöhung der Frequenzen bei ca. 1,5 kHz. Also dieser Bereich sollte ebenfalls leicht abgesenkt werden. Doch die Anzeige beweist noch mehr. Um 3 kHz und 5 kHz ist das Spektrum etwas dunkler, also findet dort eine Auslöschung statt, die ebenfalls leicht (unter 1 dB) bereinigt werden sollte.

Zoome ich in den Frequenzbereich um 1,5 kHz hinein, wird die Überbetonung noch deutlicher sichtbar. Einfach dadurch, dass dieser Frequenzbereich etwas heller ist als darüber und darunter. Gelb steht für einen  hohen Pegel, Rot für einen mittleren und blau für niedrige Pegel.

Die Dröhnfrequenzen können noch etwas genauer identifiziert werden, indem man noch näher in den Bereich hinein zoomed. Die störenden Frequenzen sind nun deutlich unterhalb 200 Hz zu sehen. Es sind jedoch nicht nur Überhöhungen zu erkennen, sondern auch Auslöschungen, die sich ebenfalls aus stehenden Wellen in meinem Schrank ergeben. Bei großen Sprecherkabinen tritt dieser Effekt so nicht auf.

Noch etwas deutlicher wird die Anzeige, wenn man eine zweite Form der Spektralanalyse nutzt, die für andere Zwecke gedacht ist, trotzdem in der Analyse hilfreich. Diese aktiviert man mit dem Icon rechts neben der ersten Spektralanalyse. Hier erscheint auf der rechten Seite keine reine Frequenzleiste, sondern ein Maßstab mit musikalischen Notenbereichen. Diese Auflösung ist feiner.

Hier nun sind die Dröhnfrequenzen noch klarer zu erkennen. Sie liegen bei 100 Hz. Da aber der Bassbereich in der Aufnahme insgesamt überhöht ist, lösche ich mit dem EQ auch alle weiteren tiefen Frequenzen aus. Ebenso die leichte Überhöhung zwischen 1 und 2 kHZ. Die Auslöschungen bei A5 und C6 werden noch deutlicher. Die könnte man im EQ noch bearbeiten, sie verändern aber den Gesamtklang eher wenig. Danach wirkt die Aufnahme deutlich ausgewogener, weniger basslastig und auch der boxige Klang wird vermindert. Das ganze Experiment zeigt auch, dass pauschale Angaben wie “kistiger Klang ist um 500 Hz” oder “1 kHz ergibt bessere Sprachverständlichkeit” nicht immer gelten. Sondern es muss die spezifische Aufnahmesituation berücksichtigt werden.

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